Rhapsodie der Freundschaft by Lynn Austin

Rhapsodie der Freundschaft by Lynn Austin

Autor:Lynn Austin [Austin, Lynn]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: ebook, E-Book, Rhapsodie der Freundschaft
Herausgeber: Verlag der Francke-Buchhandlung GmbH
veröffentlicht: 2013-09-17T22:00:00+00:00


Kapitel 19

Februar 1943

Jean

Russell hatte nicht übertrieben, als er ihr beschrieben hatte, wie anstrengend die Reise von seiner Farm nach Stockton war. Jean erfuhr das am eigenen Leibe, als sie an einem Samstag im Februar frühmorgens mit dem Bus die Stadt verließ und einen langen, beengten Tag damit verbrachte, nach Indiana zu fahren. Dreimal musste sie umsteigen und an schmutzigen, überfüllten Bahnhöfen warten, aber sie wäre auch ein Dutzend Mal umgestiegen, um ihren Zwillingsbruder Johnny wiederzusehen, der auf Heimaturlaub war.

Als der vertraute Anblick ihrer Heimatstadt endlich vor ihr auftauchte, legte sich ein strahlendes Lächeln auf Jeans Gesicht. Sie konnte es kaum fassen, dass über ein Jahr vergangen war, seit John zur Ausbildung fortgegangen und sie selbst nach Stockton gezogen war. Vor dem Krieg waren sie nie länger als einen Tag voneinander getrennt gewesen. Nie hatten sie einen Geburtstag ohne den anderen gefeiert. Sie saß auf der Vorderkante ihres Sitzes, als der Bus die Haltestelle anfuhr, und hielt gespannt nach ihrem Zwilling Ausschau. Stattdessen erblickte sie Russ, groß und gut aussehend, und ihr wurde bewusst, wie sehr sie ihn vermisst hatte. Und neben ihm stand Johnny! Er sah in seiner Luftwaffenuniform so anders aus, dass sie ihn zwischen all den anderen Soldaten vielleicht gar nicht erkannt hätte, wenn Russ nicht an seiner Seite gestanden hätte. Johnnys Freundin Sue war auch da und klammerte sich an seinen Arm.

Jean schnappte sich ihre Sachen und stürzte aus dem Bus, hinaus in die eisige Februarluft. Russ rannte auf sie zu, um sie als Erster zu begrüßen, und hob sie hoch. Er küsste sie stürmisch, ungeachtet all der Leute, die sie sahen, und jede Meile der anstrengenden Reise hatte sich gelohnt.

„Oh, Russ! Ist das schön, dich zu sehen!“

„Ich lasse dich nie wieder los.“

Erneut trafen sich ihre Lippen zu einem Kuss, der selbst dann noch andauerte, als der Bus zu seinem nächsten Ziel aufbrach und sie in Auspuffgase hüllte. Jean bemerkte weder die Kälte noch den Gestank. Endlich hielt sie Russ im Arm.

„Hey, lass mir auch noch eine Umarmung übrig“, sagte ihr Bruder, der in der Zwischenzeit zu ihnen herübergeschlendert war. Sobald Russ sie losließ, zog Johnny sie in seine Arme und wirbelte sie durch die Luft.

„Du siehst fantastisch aus, Johnny“, lachte sie. „Du bist erwachsen geworden!“

„Ja, du aber auch. Ist das die Folge davon, wenn man von zu Hause weggeht? Sieh dich nur an, richtig aufgebrezelt. Du siehst wie ein Stadtmädchen aus, nicht wie ein Landei.“

„Innerlich bin ich noch die Alte.“ Sie wandte sich an Johnnys Freundin, die herbeigeeilt war, um ihn wieder für sich zu beanspruchen. „Hi, Sue. Wie geht es dir?“

„Wunderbar, jetzt, wo Johnny zu Hause ist.“

Sue schlang die Arme um ihn, als wäre sie entschlossen, ihn nicht einen Augenblick länger loszulassen als unbedingt nötig, und etwas von Jeans Freude verwandelte sich in Sorge. Johnny hatte ihr geschrieben, dass Sue heiraten wollte, während er auf Heimaturlaub war. Jean hatte noch am selben Tag geantwortet.

Nach dem Krieg gehen wir doch aufs College, weißt du noch?, hatte sie geschrieben. Du hast noch jede Menge Zeit zu heiraten, nachdem wir unseren Abschluss gemacht und eine Stelle gefunden haben.



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